Wenn wir nach der Wirkung von Kunst fragen, müssen wir zwei unterschiedliche Gruppen beachten und unterscheiden: das Publikum auf der einen und den Künstler auf der anderen Seite. Denn für beide Parteien hat Kunst eine andere Wirkung, die erst in verschiedenen Stufen des Prozesses deutlich werden.
Das Publikum
Oft nehmen wir es vielleicht nicht so direkt wahr, aber jedes Kunstwerk verursacht etwas in uns und hat eine Wirkung auf sein Publikum. Sei es Neugierde, Beruhigung, Ungläubigkeit, oder Langeweile – Kunstwerke wecken in uns Emotionen. Oft handelt es sich dabei um die gleiche Emotion, die der Künstler während des Schaffungsprozesses des Kunstwerks selbst verspürt hat und auf die Leinwand gebracht, oder in Worte, Töne und Taten verpackt hat.
Als Betrachter spüren wir diesen Effekt aber erst, wenn das Kunstwerk vollendet ist – und unser Verständnis des Werks, unsere Gefühle dem Werk gegenüber und unsere Interpretation desselben ist nicht unbedingt in Übereinstimmung mit dem, was der Künstler sich beim Erschaffen des Kunstwerks gedacht, beziehungsweise was er oder sie dabei gefühlt hat. Denn sobald ein Kunstwerk dem Publikum zugänglich gemacht wird, liegt die Deutungshoheit nicht mehr beim Künstler selbst, sondern bei jedem einzelnen Betrachter.
Der Künstler
Für den Künstler kann der Schaffungsprozess verschiedene Wirkungsweisen haben. So kann Kunst den Künstler ebenso beruhigen wie aufputschen, sie kann erleichtern oder sich schwer aufs Gemüt legen, sie kann befreiend sein oder einengen. In den meisten Fällen ist Kunst aber vor allem positiv: der Prozess hilft dem Künstler, seine Gefühle zu visualisieren, zu vertonen, in Worte zu fassen, oder anderweitig zum Ausdruck zu bringen. So kann Kunst für den Schaffenden sehr positive Effekte haben, weshalb sie auch in der Therapie gerne zum Einsatz kommt.